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Online-ZeitungDie Schlammschlacht kann beginnen - US-Wahlen 2012 |
29.08.2012 |
Andererseits galt damals die Wahl von Barack Hussein Obama als Aufbruch in eine neue Zeit. Einerseits steht der Demokrat für einen Generationenwechsel. Er wurde 1961 in Honululu auf Hawaii geboren. Seine Mutter ist eine Weiße mit irischen, britischen und deutschen Wurzeln, sein Vater kenianischer Abstammung. Sie haben 1961 geheiratet, als die Verbindung zwischen den Rassen noch in manch anderen Teilen der USA nicht toleriert wurde. Obama selbst ist ein Scheidungskind mit mehreren Halbgeschwistern. Hier hat das Schicksal also mitten hinein gegriffen, in den Gesellschaftstopf der Vereinigten Staaten. Gattin Michelle Obama war, ähnlich wie damals Hillary Clinton, bis Ende 2008 Juristin. Sie steht also für die auch wirtschaftliche Gleichberechtigung von Mann und Frau. Romney hingegen entstammt einer Politikerfamilie. Sein Vater war Gouverneur in Michigan, seine Mutter erfolglose Schauspielerin. Dann ist da noch das Kapitel des First Dog - des Familienhundes. Alle Präsidenten, die keinen Hund besaßen, haben sich auf Druck der Öffentlichkeit einen solchen anschaffen müssen. Dies könnte Romney schließlich das Genick brechen. 1983 befand sich die Familie Romney auf dem Weg nach Kanada um dort ihren Urlaub zu genießen. Der Hund der Familie, Seamus, befand sich 12 Stunden lang in einem Käfig auf dem Dach des Autos. Nachdem er sich vor Furcht entleerte, soll Romney bei der nächsten Tankstelle angehalten und Auto und auch Hund mit einem Schlauch abgespritzt sowie die Fahrt fortgesetzt haben. Und schließlich noch ein Wort zum Vorleben. Romney studierte an der Elite-Universität Harvard Jura und Wirtschaft und schloss beide Fächer als Jahrgangsbester ab. Danach gründete er das Investmenthaus Bain Capital. Dieses kauft Pleitefirmen auf, saniert sie und stößt sie gewinnbringend wieder ab. Sanierer legen nicht unbedingt großen Wert auf die Angestellten. Einzelschicksale, die für das weitaus Größere geopfert werden müssen. Sein Vermögen wird inzwischen auf rund 250 Mio US-Dollar geschätzt, wofür er allerdings nur rund 13 % Steuern bezahlt. Manch anderer wird wesentlich kräftiger zur Kasse gebeten. Romney will auch mit vielen Sozialleistungen kurzen Prozess machen. Das sollte nicht den Vorstellungen des kleinen Mannes entsprechen. Obama hingegen trat an, Steuergerechtigkeit zu fordern, das Gesundheitswesen zu ändern - Krankenversicherung für alle - keine Zweiklassengesellschaft mehr in den Kliniken. Obama schloss sein Studium der Politikwissenschaften an der Columbia University in New York ab. Danach arbeitete er unter anderem in einer auf Bürgerrechte spezialisierten Anwaltskanzlei und lehrte an der University of Chicago Verfassungsrecht. Interessant ist, dass Romney als Gouverneur von Massachusetts eine Gesundheitsreform verabschiedete, die jener Obamas sehr ähnlich ist - gleichzeitig zählt er jetzt zu den heftigsten Gegnern der "Obamacare" und bezeichnet die Krankenversicherung für alle als "Einmischung ins Privatleben"! Hier prallen also wahrhaftig zwei Welten aufeinander: Reich gegen arm, Hierarchie gegen Gleichberechtigung! Der Wahlkampf wird als der teuerste seinesgleichen in die Geschichte eingehen. Die unabhängige Organisation "Center for Responsive Politics" (CRP) schätzt die Kosten auf rund 5,8 Milliarden US-Dollar. Demokraten und Republikaner liefern sich schon seit Monaten die erbittertsten Kämpfe um die Vormacht in Kongress und Senat. Die Zahlungsunfähigkeit der USA wurde erst in buchstäblich letzter Sekunde abgewendet, da sich die Republikaner gegen die Pläne der Demokraten gestellt hatten. |
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Es könnten auch die wichtigsten Wahlen seit langem werden, tobt doch nach wie vor die Weltwirtschaftskrise, der Iran strebt nach höherem, China wird stärker und stärker und der Islam wichtiger und wichtiger. Auch ist die Regierung Putin in Russland immer schwerer einzuschätzen. Umso ruppiger läuft derzeit schon der Wahlkampf: Romney wirft Obama Hass und Spaltung vor, Obama kontert mit ebenso persönlichen Attacken. Der Präsident konnte während seiner Amtszeit viele Pläne nicht umsetzen. Die Staatsverschuldung liegt derzeit bei 15 Billionen Dollar, die Arbeitslosigkeit bei 8,3 Prozent, die Armut stieg auf 46,2 Millionen. Der Konjunkturmotor springt nicht an, die Gesundheitsreform und auch die Steuergerechtigkeit konnte in großen Teilen nicht zuletzt aufgrund der Gegenwehr der Republikaner nicht komplett umgesetzt werden, die Armen wurden ärmer, die Reichen reicher. Obama hat vieles versprochen, nur einiges davon tatsächlich gehalten. Auch in der Außenpolitik. Der Machteinfluss der USA im Mittleren und Nahen Osten schwindet, das umstrittene Gefangenenlager Guantanamo ist bis heute nicht geschlossen worden, der Abzug aus Afghanistan gestaltet sich als unerwartet schwierig. Obama führt zwar derzeit noch in den Meinungsumfragen - doch selten zuvor hat ein amtierender Präsident vor solchen Hintergründen eine Wahl gewonnen. Und dann schickt der Gegenkandidat auch noch markige Sprüche wie: "Wenn wir Barack Obama wieder wählen, bekommt der Iran die Atombombe." (Ulrich Stock) |
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